Der faschistische Massenmord der Nazis in Kowel

Erstellt am 10. April 2024 von sascha313

Mit welcher Bestialität die Deutschen in der sowjetischen Ukraine gebrandschatzt, geplündert und gemordet haben, entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft. Es sei denn, man bezieht die Kriegsverbrechen der USA in Vietnam, Korea, im Irak u.a. oder die heutigen Massaker Israels in Palästina, in die Betrachtung mit ein. Und dabei hatte der Krieg gegen die Sowjetunion gerade erst begonnen. Der deutsche Arzt und Schriftsteller Dr. med. Friedrich Wolf (1888-1953), ein Kriegsgegner und neben Bertolt Brecht bedeutendster Vertreter der sozialistischen deutschen Dramatik („Cyankali“, „Die Matrosen von Cattaro“, „Professor Mamlock“ u.a.), berichtet in einem Brief an eine Argentinische Zeitung über ein Gespräch, das er 1943 mit einem kriegsgefangenen deutschen Soldaten geführt hatte…

Der Massenmord in Kowel

Spezialtelegramm ausschließlich für das „Argentinische Tageblatt“

Ein Bericht von Dr. Friedrich Wolf

Moskau, 25. April [1943] – In einer Gruppe gefangener Hitlersoldaten traf ich kürzlich einen Mann in einer seltsamen deutschen Uniform. Ich nahm an, er habe seine Abzeichen entfernt, und fragte ihn, zu welchem Truppenteil er gehöre. Er antwortete, er sei kein Soldat der kämpfenden Truppe, sondern ein Beamter der „Organisation Todt“, Ingenieur aus Köln. Da ich selber im Rheinland geboren bin, kamen wir sehr bald in ein ergiebiges Gespräch über die jetzigen Zustände im Rhein-Ruhrgebiet, über die Bombardierungen der Engländer und Amerikaner, über seine, des Todt-Ingenieurs, nicht ganz uninteressante Arbeit. Er habe am Westwall und bis Juni 1942 am „Atlantikwall“ mitgebaut und sei dann an die Ostfront geworfen worden, um dort mit seinem Baubatallion vor allem bei der Wiederherstellung der „Rollbahnen“, großen Straßen und vielfach von Partisanen im Hinterland zerstörten Eisenbahnbrücken mitzuwirken.

Die Geschichte von Kowel

Zum ersten Mal hörte ich von einem deutschen Ingenieur über die sehr wirksame Tätigkeit der ukrainischen und polnischen Partisanen tief im Rücken der Hitlerarmee bis in die Gegend von Lemberg. Als ich ihn fragte, ob er denn verstünde, weshalb die Partisanen so erbittert gegen die Nazieindringlinge kämpfen, schwieg er eine Weile. Ich versuchte ihm klarzumachen, daß diese Volkskämpfer mit dem heiligsten Recht unter der Sonne die Waffen führten. Plötzlich meinte er: „Sie brauchen mir das wirklich nicht zu beweisen, denn was ich selber bei Kowel erlebte…“ Und nun erzählte er mir erregt, hastig, so als müsse er sich von etwas befreien, jene „Geschichte von Kowel“ und dem Säuberungskommando der SS in diesem Städtchen.

Ein Mordkommando der SS rückt an…

Als sein Baubataillon im letzten Sommer in diesem polnischen Ort lag, erschien dort eines Tages ein Sonderkommando der SS, das sich selbst als „Säuberungskommando“ bezeichnete. Die nicht arbeitsfähigen Bewohner des Bezirks, vorwiegend ältere Männer, Fraunen und Kinder, seien bei Kowel zusammenberufen  und dort konzentriert worden, angeblich, um in ein Lager übergeführt zu werden. Eines Morgens, sehr frühe, habe er Schüsse und Maschinengewehrfeuer gehört. Er sei mit einem Teil seines Baukommandos aus seinem Quartier gelaufen, weil er einen Partisanenüberfall befürchtete. Doch man habe sie beruhigt. Die Schießerei aber ließ nicht nach, sie kam von außerhalb des Ortes, von der Chaussee her, die zum Bahnhof führte.

Am Rande eines wahnsinnigen Massakers

Mit wenigen seiner Leute sei er in dieser Richtung gegangen. Jetzt wurden schreckliche Schreie vernehmbar. Aus etwa hundert Metern konnte er beobachten, wie vor einem Graben ganze Gruppen von Einwohnern – Polen, Ukrainer, Juden – standen, auf die jenes Säuberungskommando der SS mit Gewehrsalven und Maschinengewehren schoß. Die Menschen klammerten sich aneinander, Frauen sprangen vor die Kinder, Einzelne rannten weg, sie fielen unter den Schüssen der seitlich positionierten Gruppe; die alten Männer standen unbeweglich da, bis sie die Kugel traf. Einer habe ein Kind hochgehalten, als wolle er es der Schußgarbe entziehen, vielleicht auch als letzten Appell an die SS, doch nicht auf kleine Kinder zu schießen. Auch dieser Greis stürzte mit dem Kind zu Boden. Er, Viehmann, sei durch dieses schreckliche Schauspiel wie gelähmt gewesen.

Die Bestialitäten der Hitlerfaschisten

Ich fragte ihn: „Haben außer Ihnen und der SS noch andere Deutsche diesem Massaker beigewohnt?“ Er erklärt: „Gewiß! Leider! Ich weiß schon, Sie wollen wissen, ob wir dagegen protestierten? Ah, Sie können sich das nicht vorstellen, welchen Terror diese Sonderkommandos der SS und der Geheimen Feldpolizei auch gegen uns ausüben!“  Ich entgegnete: „Aber bei den Bestialitäten der Hitlerarmee bei ihrem Rückzug diesen Winter aus dem Dongebiet, in Rostow und Wiasma und im Smolensker Gebiet, da waren es nicht die SS, sondern ganz reguläre Hitlersoldaten.“

Mehrere Mordaktionen in Kowel

Wieder schweigt er einen Augenblick. Dann schaut er mich an und sagt: „Ich habe nächtelang nicht schlafen können. Sie können es mir glauben! Ich habe die schrecklichen Hilferufe der kinder, die Todesschreie der Frauen immer wieder im Traum gehört. Ich sah im Traum, was ich noch zwei Tage nach dieser ersten Massenerschießung in Kowel dort erlebte. Man kann sich sowas kaum vorstellen! Siekönnen sich dneken, daß auf die erste Schießerei hin noch im Ort befindliche Menschen zu flüchten versuchten, daß ein Teil, vor allem die alten Leute und Kinder, sich in den entlegensten Winkeln der Häuser und Scheunen verkrochen.

Unvorstellbare Grausamkeiten

Das Säuberungskommando der SS vereinfachte sich da seine Arbeit. Als man entdeckte, daß viele in ihrer Todesangst in die Kamine der großen Rußöfen hineingeflüchtet waren, warfen die SS-Männer von oben Handgranaten hinein. Die sterbenden und schwerverwundeten Leute klebten direkt innen in den Öfen fest und konnten nicht mehr heraus. Die ganze Nacht hörte man überall aus den Kaminen das Stöhnen und Todesröcheln der Sterbenden. Einen Teil der elternlos herumirrenden Kinder haben diese SS-Männer einfach mit Kolben totgeschlagen und auf den Straßen liegenlassen. Eine Masse der Erschossenen wurden ziemlich oberflächlich an der Chaussee, die nach der Bahn hinführt, verscharrt. Ich kann dies genau aufzeichnen.“

Friedrich Wolf

Quelle: Argentinisches Wochenblatt, Sonntag, 1. Mai 1943

430501 Massenmord Kowel


Die Stadt Kowel während der faschistischen Okkupation

Kowel 1941

Am 28. Juni 1941 wurde die Stadt von deutschen Truppen besetzt. Schon damals begannen die Besatzer mit der Vernichtung der Juden, die etwa 15.000 in Kowel zählten, was die Hälfte der Bevölkerung der Stadt ausmachte. Mai 1942 wurden in Kowel zwei Ghettos gegründet – in der Altstadt (für „nutzlose“ Juden) und in der Neuen Stadt (für Handwerker und ihre Familien). Am 3.-5. Juni 1942 wurden die Bewohner des ersten Ghettos (6-8 Tausend Menschen) auf einer Lichtung in der Nähe des Dorfes Bachow (7 km nördlich von Kowel) erschossen. Die Hinrichtungen wurden von dem SD, der deutschen Militärpolizei und ukrainischen Polizisten durchgeführt.

Am 19. August 1942 erschossen die Besatzer auf dem jüdischen Friedhof in Neustadt Juden aus dem Ghetto (5.000 Menschen) und 150 Roma. Die beiden Ghettos wurden dann von Gendarmen und der Polizei auf der Suche nach Verborgenen durchkämmt. Die Gefangenen wurden auf dem katholischen Friedhof erschossen (etwa 2.000 Opfer). In den Jahren 1943 bis 1945 wurden im Zuge der ethnischen Säuberungen durch die Einheiten der (faschistischen) „Ukrainischen Aufständischen-Armee“ (UPA) in Kowel etwa 3.750 Polen getötet, darunter 44 Menschen in Kowel selbst. Im März 1944 wurde Kowel  von Truppen der 2. Belarussischen Front eingekesselt. Die faschistischen deutschen Besatzer erklärten Kowel zur Festung. Am 6. Juli 1944 wurde Kowel von Teilen der 47. Armee der 1. Belarussischen Front befreit.


Gibt es einen Entschuldigungsgrund für das Massaker?

Es war nicht nur die SS, sondern es waren auch einfache Soldaten, die sich an den Massakern beteiligten, ob sie es nun „wollten“ oder nicht. Was hätten sie auch tun können? – so argumentieren einige. Befehl ist schließlich Befehl. Und wer sich dem widersetzte, wurde kurzerhand erschossen. Es versteht sich, daß auch einfache Soldaten sich ihrer Schuld bewußt waren, als sie sich an diesen Mordorgien beteiligten. Keinesfalls jedoch kann der Einwand des Handelns auf Befehl für den gehorchenden Untergebenen als Entschuldigungsgrund herangezogen werden, wie das die Verteidiger inm Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß zu erklären versuchten. Die Apologetik dieser Advokaten ging sogar so weit, daß sie dort, wo das Kriegsverbrechen auch von ihnen nicht mehr zu rechtfertigen oder zu entschuldigen war, dazu übergingen, an den Tatsachen selbst herumzudeuteln.

Das Urteil des Nürnberger Militärtribunals

Mord bleibt Mord, und die Verstrickungen an dem massenhaften Tod Unschuldiger waren und bleiben strafbar, ob das den Tätern nun recht ist oder nicht. Das Nürnberger Militärtribunal hat die Antwort bereits gegeben: Todesstrafe für Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Das betrifft, wie schon gesagt, nicht nur die Handlanger, sondern auch deren Auftraggeber, Finanzierer und Organisatoren. Fragt sich nur, unter welchen Umständen ein solches Urteil zustandekommt. Diejenigen, die damals in der Bundesrepublik die Verantwortung für den nach dem Verbot der KPD sich entwickelnden Terror und für die Einbeziehung von SS-Offizieren in die Bundeswehr trugen, und jene, die für den Terror während der Corona-Maßnahmen zuständig waren, täten gut daran, ihre Verantwortlichkeit an dieser Erfahrung zu messen.

Siehe: „Der Nürnberger Prozeß“ (2 Bde.). Rütten & Loening, Berlin 1957.

Опубликовано lyumon1834

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